Für unsere Botschafterin Michelle Gisin geht Vielseitigkeit jetzt mit Konstanz einher

Mit ihrem zweiten Podestplatz in diesem Winter bewies Michelle Gisin in Åre, dass sie tatsächlich wieder auf ihrem besten Niveau ist. Nun steht fest, dass die Engelbergerin bis Saisonschluss mit den Weltcup-Finals in Saalbach-Hinterglemm alle Disziplinen bestreiten wird.

Man darf sich an das Lächeln von Michelle Gisin - der Botschafterin der Weltcuprennen von Crans-Montana - gewöhnen, das sie in Åre im Ziel des Weltcup-Slaloms zeigte. Mit ihrem zweiten Podestplatz in dieser Saison nach demjenigen in Lienz bestätigte die vielseitige Athletin ihren Spitzenplatz unter den besten Spezialisten im Stangenwald. Die Vierte der Disziplinenwertung kam in dieser Saison in zehn Rennen nur dreimal nicht unter die ersten Sechs.

Der erste Lauf des Schweizer Trainers Denis Wicki gefiel ihr logischerweise, aber der von Livio Magoni gesteckte Final hätte sie teuer zu stehen kommen können. Dies war jedoch nicht der Fall, auch wenn Mikaela Shiffrin bei ihrem Comeback nach sechswöchiger Verletzungspause alle überragte. Michelle Gisin musste zwar auch der nach der grossen kroatischen Hoffnung Zrinka Ljutić den Vortritt lassen, doch mit einer grossen Portion Hundertstelglück liess sie die Deutsche Lena Dürr und die Schwedin Anna Swenn-Larsson um 0,01 respektive 0,02 Sekunden hinter sich!

Wenig Training, aber effektiv

„Es ist einfach so cool“, schwärmte Gisin. „Heute gehört auch ein bisschen Glück dazu, weil ich nicht viel Vorsprung auf meine Verfolgerinnen habe, aber es ist einfach unglaublich, dass ich es trotzdem schaffe, so konstant zu sein. Diese Konstanz überrascht mich sehr.“ Man muss dazu sagen, dass die Obwaldnerin im vergangenen Sommer geplant hatte, den Slalom auf Eis zu legen. Sie hatte diese Disziplin wenig trainiert und vor Saisonbeginn nur drei Tage in Ushuaïa, zwei in Diavolezza und ein paar Läufe in Levi gesammelt. „Aber ich hatte Glück, vor allem in Ushuaïa, weil wir die guten Bedingungen genutzt haben“, bemerkt die zweifache Olympiasiegerin in der Kombination. „Und ich musste nur ein paar Schwünge machen, um wieder mein Gefühl zu bekommen.“

So besteht denn auch keine Frage mehr, einen Schlussstrich unter die Disziplin zu ziehen, die ihr so viel Erfolg eingetragen hat (9 ihrer 21 Podestplätze im Weltcup). „Ich werde den Slalom nicht aufgeben, das steht fest“, bestätigt Gisin „Natürlich wäre es wahrscheinlich besser, nur drei Disziplinen zu bestreiten, aber ich weiss wirklich nicht, was ich auslassen soll. Der Riesenslalom ist derzeit meine schwierigste Disziplin, aber ich bin sicher, dass ich wieder mein bestes Niveau erreichen kann. Und der Riesen ist die Basis, also ist er gesetzt. Und meine zweitschlechteste Disziplin ist aktuell die Abfahrt, aber ich liebe sie und benötige sie für den Super-G. Ich werde also nichts ändern, dafür bin ich zu alt. Ausserdem fahre ich lieber Skirennen als im Winter zu trainieren.“

"Ich habe durchgehalten, als es nicht gut lief »

Michelle Gisin hat sich entschieden. Sie hofft und vertraut darauf, dass ihre Vielseitigkeit weiterhin mit ihrer Konstanz einhergeht. „Die Bilanz meiner bisherigen Saison ist äusserst positiv“, erklärt sie. „Letztes Jahr habe ich durchgehalten, als es nicht gut lief und das zahlt sich heute aus. Ich bin sehr stolz und glücklich. Ich habe gekämpft, ich bin wieder in den Top 10 der Gesamtwertung.“ Und die in Cortina d'Ampezzo erlittene Verletzung hat ihr letztlich nur wenig zugesetzt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell zurückkommen könnte, aber ich habe hart dafür gearbeitet und mein gesamtes Team hat mir dabei geholfen.“

Ohne Zukunftsangst blickt die Engelbergerin nach vorn und freut sich darauf, mit dem Speed-Team, dem sie letzten Sommer beigetreten ist, weiterzumachen. „Darüber hinaus gibt es eine Möglichkeit, eine Gruppe zu bilden, die sich ein wenig mehr dem Riesenslalom zuwendet. Jasmina (Suter) ist eine echte Riesenspezialistin, Priska (Nufer), Jasmine (Flury) und Corinne (Suter) sind ebenfalls in der Lage, in der Basisdisziplin schnell zu sein. Sie alle wissen sehr gut, wie man Ski fährt.“

Man hat noch nicht die letzten grossen Taten von Michelle Gisin gesehen – das sind ausgezeichnete Neuigkeiten.

Fotos: Agence Zoom

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