Positive FIS-Inspektion der mythischen Piste Nationale

Hannes Trinkl, der alpine FIS-Renndirektor Speed bezeichnete in Begleitung seines Assistenten Raimund Plancker bei der kürzlich erfolgten Inspektion der Piste Nationale in Crans-Montana diese als würdig für die Männer Weltmeisterschafts-Rennen. Im obersten Streckenteil muss noch die Schneebeschneiung installiert werden, zudem gilt es diverse Glasfaserkabel zu verlegen und minimale Pistenkorrekturen vorzunehmen. In seinem Detailrapport listet Hannes Trinkl auch die wichtigen Sicherheitsaspekte auf.

Dass die Piste Nationale zurecht als mythisch bezeichnet werden darf, dokumentieren die nachfolgenden Sequenzen aus der alpinen Skigeschichte von Crans-Montana. Im Jahr 1940 waren auf der “Nationale” mit Start auf Cry d’Err und Ziel oberhalb der Luzerner Klinik die Schweizermeisterschaften in der Abfahrt geplant. Diese wurden aber wegen der Mobilmachung der Schweizer Armee infolge des Zweiten Weltkrieges abgesagt.

Ab 1942 bis 1966 wurde auf der “Nationale” alljährlich die “Trophée du Mont Lachaux” (sogenannte A und B FIS-Rennen) für Männer und Frauen ausgetragen. Dabei starteten die Männer ab Bellalui. Der einheimische Skirennfahrer Georges (Collo) Felli – auch Skispringer und Eishockeyspieler – hielt über längere Zeit den Streckenrekord. Bei der vom Deutschen Franz Vogler gewonnenen letzten “Trophée” findet sich im Klassement auf dem 20. Rang der 18-jährige Bernhard Russi mit der Startnummer 80! Auf der Siegerliste dieser auf grosse Resonanz stossenden Rennserie stehen prominente Namen: So u.a. bei den Frauen Madeleine Berthod, Erika Netzer, Brigitte Lafforgue und Annerösli Zryd; bei den Männern Edy Rominger, Stein Eriksen, Chiharu Igaya, Edy Reinalter, Christian Pravda, Egon Zimmermann und Karl Schranz. Der Todesstoss für die “Trophé Mont Lachaux” erfolgte leider durch die Gemeinde Montana, die den jährlichen Beitrag von 30’000 Franken strich (!).

1977 kam der FIS Ski-Weltcup mit den Frauen erstmals nach Crans-Montana. In der Abfahrt auf der “Nationale” siegte die Österreicherin Brigitte Totschnig vor Evi Mittermaier, Anne-Marie Pröll und Marie-Therese Nadig. Den Slalom gewann die Französin Perrine Pelen vor Lise-Marie Morerod und Fabienne Serrat.  Bis zu den unvergesslichen ersten Alpinen FIS Ski-Weltmeisterschaften 1987 in Crans-Montana war der Weltcup-Tross noch fünf Mal zu Gast auf der “Nationale” (drei Mal die Männer, zwei Mal die Frauen). Darunter befanden sich die wegen Schneemangels abgesagte Lauberhorn-Abfahrt und des Slaloms.

In der von Marius Robyr und Hugo Steinegger neu lancierten Weltcup-Ära fanden die ersten Frauen-Rennen 2008 und 2010 auf der “Nationale” statt, ebenso die drei Männer-Rennen 2012. Seit 2014 wird die Weltcup Frauen-Klassik auf der Piste Mont Lachaux – Austragungsort der WM Frauen Speedrennen 1987 – durchgeführt. Diese attraktive Piste wurde in mehreren Etappen mit grossen Investionen renoviert und modernisiert und steht wie die “Nationale” fūr die Weltmeisterschaften 2027 bereit. Beide Pisten wurden durch die FIS im 2022 neu homologiert.

Mehrmals wurden an der Piste Nationale bauliche Verbesserungen unternommen. So vor allem im Jahr 1971 und bezüglich Streckenführung vor den Weltmeisterschaften 1987 sowie im 2007 mit Blick auf die 2008 beginnende neue Weltcup-Ära auf dem Walliser Hochplateau. Weitere aufwändige Arbeiten erfolgten im Herbst 2021 im obersten Streckenteil zwischen dem Start auf Bellalui und Cry d’Err.

Hannes Trinkl, FIS Renndirektor Speed, lobte bei der eingangs erwähnten Pisten-Inspektion die gemachten Arbeiten. “Die Nationale entspricht  völlig den technischen Anfordernissen des modernen Skirennsportes. Zudem ist sie für die Zuschauer vor Ort und im Fernsehen sehr spektakulär” sagte der frühere österreichische Abfahrer (Weltmeister 2001 und Olympia-Dritter 1998). Auch bezüglich Länge ist die «Nationale» eine echte Herausforderung: Mit 3'670 Metern Länge (Start 2'520 m, Ziel 1'545 m, Höhendifferenz 981 m) wird es eine Rennzeit von ca. 2:10/15 geben. An der Pisten-Inspektion von Hannes Trinkl und seinem Assistenten Raimund Plancker nahmen auch Stéphane Robyr, technischer Chef der Ski-Weltcuprennen Crans-Montana, Pistenchef Patrice Morisod, Bertrand Cassignol, CEO der Bergbahnen CMA und Daniel Bollinger, Leiter der Ski-WM von Swiss-Ski teil.

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